Kiesgarten versus Schottergarten
Kiesgärten sind hochgelobt, Schottergärten ein No-Go für die Natur. Warum ist das so und wo liegen die Unterschiede?
Bei der Anlage eines Schottergartens wird die Erde bis zu 50 Zentimeter tief ausgehoben, eine Folie oder ein Vlies ausgelegt und dann mit Steinen aufgefüllt. Unerwünschte Kräuter sollen somit weniger die Chance erhalten auf der Fläche zu wachsen. Leider haben die kleinen Lebewesen im Boden unter der Folie oder dem Vlies keine Möglichkeit mehr an Wasser und Sauerstoff zu gelangen und sterben. Pflanzen spielen bei dieser Art der Gestaltung nur eine sehr untergeordnete Rolle. Blühpflanzen werden nicht verwendet. Im Sommer heizen sich die Steinflächen stark auf und geben die Wärme am Abend und in der Nacht an die Umgebung ab. Da kaum Pflanzen vorhanden sind, fehlt die kühlende Wirkung, die bei der Verdunstung ansonsten auftritt. Eine unangenehme Hitze und Trockenheit der Umgebung inklusive fehlender Abkühlung in der Nacht sind die Folge. Kein Summen ist zu hören, kein Vogelgezwitscher, diese „Gärten“ sind tot.
In Kiesgärten dagegen gibt es keine Folienschicht, Wasser und Sauerstoff können in den Boden unter der Kies-Sandmischung gelangen. Die Pflanzen können direkt in dem Substrat, welches aus unterschiedlich großen Steinen und Sand besteht, wurzeln. Da der Boden sehr nährstoffarm ist, ist der Unkrautdruck geringer, dafür die Blühfreude umso größer, denn es gibt zahlreiche wunderschöne Blütenpflanzen, die auf solch magerem Untergrund wachsen. Da die Flächen mit Pflanzen bewachsen sind, ist die Aufheizung im Sommer weniger stark. Gießen muss man in Kiesgärten maximal am Anfang nach der Bepflanzung, ansonsten sind die Pflanzen sehr anspruchslos. Auf das beruhigende Summen von Hummeln und das fröhliche Gezwitscher von Vögeln muss man bei einem Kiesgarten nicht verzichten.
Warum gibt es dann eigentlich Schottergärten, wenn sie doch so nutzlos und eine Verschwendung der natürlichen Ressource Boden sind? Weil es einigen Menschen gefällt und gerade in Wohnsiedlungen der Gruppenzwang zur Ordnung im Garten existiert. Doch schaffen Schottergärten wirklich mehr Ordnung? Mit der Zeit siedeln sich auch zwischen dem Schotter die ersten Pflanzen an. Da hilft nur noch mühsam herausziehen. Weil dies mit der Zeit zu anstrengend wird, werden leider immer wieder verbotenerweise Unkrautvernichtungsmittel eingesetzt. Wieso kann es eigentlich sein, dass immer wieder neue Schottergärten entstehen, obwohl sie eigentlich seit 2020 verboten sind? Also weg mit den Schottergärten und her mit den Kiesgärten.